Rede zum Weltfrauenkampftag 2021

Patricia Koller/ März 8, 2021/ Aktivistin, Reden, Veranstaltungen

Patricia Koller auf der Bühne vom Weltfrauenkampftag 2021 in München

Mein Name ist Patricia Koller. Ich bin Aktivistin für Behindertenrechte und Inklusion, Leiterin eines bundesweit vernetzten Selbsthilfenetzwerks, Veranstalterin der Randgruppenkrawall-Behindertenproteste und Vorstand vom Behindertenverband Bayern.

Wahrscheinlich kennt jeder jemanden, der eine Schwerbehinderung oder ein seelisches Leiden hat, doch kaum jemand ahnt, wie vielen Existenzkämpfen, Respektlosigkeiten, Demütigungen und Angriffen Betroffene ausgesetzt sind.

Frauen mit Behinderungen sind doppelt so häufig Opfer von Gewalt wie Frauen ohne Behinderung und nahezu dreimal so oft Opfer von sexueller Gewalt. Die Berichte von Günter Wallraff haben aufgezeigt, zu welch respektlosen und ekelhaften Übergriffen es auf wehrlose Menschen in Heimen und Psychiatrien kommen kann.

Macht braucht Kontrolle, denn wir haben keinen Einblick in diese Einrichtungen!

Auch eine – vom Hals abwärts gelähmte – Freundin wurde Opfer eines Pflegers. Die widerstandsunfähige Frau fürchtet seither nichts mehr, als wieder in ein Heim zu müssen, denn die Vergewaltigung hat sie zutiefst in ihrer Würde verletzt. Niemand mag sich auch nur vorstellen, lebensgefährlicher „Pflege“ ausgeliefert zu sein oder als unfreiwilliges Sexobjekt missbraucht zu werden, wenn man völlig hilflos ist. Eine gute Gesellschaft schützt die Schwächsten und überlässt sie nicht einem eiskalten System, das nur noch auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist und alles Fürsorgliche verloren hat. Menschen sind keine Kostenfaktoren!
Eine der Wallraff-Reportagen wurde mit versteckter Kamera in einem Altenheim gedreht. Dort drückte ein Pfleger einer Seniorin einen Waschlappen ins Gesicht, mit der er ihr vorher den Popo abgewischt hatte und sagte zu ihr: „Du stinkst“.
Von einer ähnlichen Respektlosigkeit ist es übrigens auch, wenn ein tyrannischer Sachbearbeiter einer Rollstuhlfahrerin ihr Neugeborenes wegnehmen lässt, weil sie der Sozialbehörde angeblich irgendein Papier nicht fristgerecht eingereicht hat, oder wenn ein schwer traumatisiertes Opfer eines Gewaltverbrechens von dem Sachbearbeiter angebrüllt wird, damit es – so eingeschüchtert – auf seine Rechtsansprüche verzichtet. Behörden schikanieren und bevormunden Schwerbehinderte und sparen mit diesen widerwärtigen Methoden Gelder ein. Außenstehende ahnen von diesen Kämpfen um ein selbstbestimmtes Leben nichts.

Wir erleben aktuell eine skrupellose Korrumpel-Politik, die sich während der Pandemie die eigenen Taschen vollstopft und jeglichen Anstand vermissen lässt. Soziale Themen interessieren unsere derzeit ReGIERenden nicht, obwohl die Obdachlosenzahlen steigen, die Schlangen an den Tafeln länger werden und immer mehr Bürger und Bürgerinnen in Armut abrutschen.

Zu einer anständigen Politik FÜR die Bevölkerung würde gehören, daß man sich um die Schwachen kümmert, die Armen ausreichend versorgt. Auch daß man die Pflegekräfte angemessen bezahlt und für genug professionelle Kräfte auf den Stationen sorgt, damit sie nicht ständig am Limit ihrer Leistungskraft arbeiten müssen und schließlich wegen permanenter Überlastung aus dem Beruf flüchten.

Unsere nächsten Randgruppenkrawall-Behindertenprotest-Demos sind am 21. März in Gröbenzell, am 7.Mai und am 1. August auf dem Marienplatz in München.
Unsere Aktionen sind ausdrücklich überparteilich.

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